Erklärung zur Erweiterungsdebatte
Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museum museum
Erklärung von Museumsdirektor Karlheinz Rohrwild
und dem Vorsitzenden des Trägervereins, Prof. Dr. Ulrich Walter
zur aktuellen Debatte über die Erweiterungsoptionen
des Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museums
KEINE MILLIONENBELASTUNGEN FÜR DEN MARKT FEUCHT ZU ERWARTEN!
Durch Formulierungen in Interviews der Feuchter Bürgermeisterkandidaten am 27.2.2020 und in zwei Artikeln, die am 28.2.2020 in der Zeitung „Der Bote“ erschienen sind, sowie durch eine Umfrageaktion von einer der Feuchter Parteien entsteht in der Öffentlichkeit gegenwärtig der Eindruck, der Markt Feucht müsse in den nächsten Jahren Millionenbeträge für die Erweiterung unseres Museums aufbringen.
Das entspricht NICHT den Tatsachen!
An Baukosten kommen auf den Markt Feucht mit Sicherheit keine Millionenbeträge zu. Aber wir brauchen den Markt Feucht unbedingt als Partner in diesem Bauprojekt, um die nötigen Fördermittel von Freistaat, Bund und evtl. EU zu erhalten. Aufgrund der Kulturhoheit der Länder hat der Freistaat Bayern hier eine Schlüsselrolle, und zu unserer großen Freude hat Ministerpräsident Söder bei der Eröffnung unserer Sonderausstellung diesbezüglich öffentlich eine klare grundsätzliche Zusage abgegeben. Dies muss nun gemeinsam mit dem Markt Feucht in den nächsten Wochen und Monaten konkretisiert werden.
Um das Erweiterungsprojekt zu unterstützen, hat der Bezirkstag von Mittelfranken unser Museum für die Jahre 2020 bis 2025 in seine Schwerpunktförderung aufgenommen und auch der Kreistag Nürnberger Land hat zwischenzeitlich die Förderung des Projekts in den Jahren 2020 bis 2023 beschlossen. Auch die fachlich entscheidende Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen befürwortet das Projekt außerordentlich, muss aber gegenüber möglichen öffentlichen Fördermittelgebern die dauerhafte Sicherung des laufenden Betriebs bestätigen.
Da sich generell keine der übergeordneten politischen Ebenen an Betriebskosten beteiligt, brauchen wir den Markt Feucht vor allem als langfristigen Partner für den laufenden Betrieb. Das bedeutet aber nicht, dass wir von der Gemeinde erwarten, dass sie die laufenden Kosten komplett trägt. Wir haben bereits grundsätzliche Zusagen aus der Raumfahrtindustrie, sich an diesem Aufwand auch längerfristig zu beteiligen. Bei erweiterten, museumsüblichen Öffnungszeiten ist auch ein höherer Deckungsbeitrag aus den Eintrittsgeldern zu erwarten und natürlich bleibt es auch weiterhin bei unserem ehrenamtlichen Engagement.
Was ist der Zweck der Erweiterung?
Das Konzept für die dringend notwendige Erweiterung unseres Museums umfasst auch eine Erweiterung der Ausstellungsfläche, vor allem aber Flächen für Archiv und Depot, denn die Sammlungen des Museums können nur zu einem minimalen Bruchteil in der Dauerausstellung gezeigt werden und müssen derzeit an acht Stellen rund um Nürnberg gelagert werden.
Ursprung und Kern der heute noch sehr viel umfangreicheren Sammlungen ist der wissenschaftliche Nachlass des Raumfahrtpioniers und Feuchter Ehrenbürgers Prof. Hermann Oberth. Dieser Nachlass ist seit 1988 unveräußerliches Eigentum des Marktes Feucht. Die Gemeinde hat sich damals vertraglich dazu verpflichtet, dem Museum geeignete Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen, Oberths Nachlass auf Dauer ordnungsgemäß in Feucht zu erhalten und für Öffentlichkeit und Forschung zugänglich zu machen. Dieser Bestand ist heute in über 300 dicht gepackten Umzugskisten in für historisches Archivgut völlig ungeeigneten Räumen eingelagert. Eine Bearbeitung ist so nicht möglich und es sind leider auch bereits kleinere Schäden entstanden.
Das Galeriegeschoss des Museumsgebäudes, das der Markt Feucht zur Verfügung stellt, ist seit 2019 aus Brandschutzgründen amtlich gesperrt und darf daher für den museumspädagogischen Betrieb nicht mehr genutzt werden. Zudem schaden die klimatischen Verhältnisse im Glasbau erkennbar den dort ausgestellten Exponaten. Es besteht also dringender Handlungsbedarf.
Wo soll erweitert werden?
Die zwei Grundstücke direkt hinter dem Pfinzingschloss gehören dem Museumsverein. Auf einem Grundstück steht das ehemalige Wohnhaus Prof. Oberths. Es muss als authentischer Ort unbedingt erhalten und nach Möglichkeit teilweise in die Ausstellung integriert werden. Auf dem zweiten Grundstück soll der allergrößte Teil der Museumserweiterung entstehen. Der Museumsverein hat stets erklärt und ist bereit, diese Grundstücke für eine dauerhafte gemeinsame Gesamtlösung dem Markt Feucht oder einer gemeinsam zu errichtenden Stiftung unentgeltlich zu übertragen.
Ein neuer Museumsbau kann aus Rücksicht auf das Pfinzingschloss als Denkmal nur ein einziges überirdisches Geschoss haben. Dies hatten wir in unserem Bebauungskonzept von Anfang an berücksichtigt. Um trotzdem den Raumbedarf für die umfangreichen Archiv- und Exponatbestände zu decken, sieht das Baukonzept daher vor, in die Tiefe zu bauen, so wie es bei Wohnbauprojekten – etwa für Tiefgaragen – auch in Feucht heute schon Standard ist.
Um das alte Museumsgebäude mit dem angestrebten neuen Archiv- und Depotbau und dem Oberth-Haus zu verbinden, müsste es darüber hinaus und ausgehend vom heutigen Glasbau im hinteren Teil des Museumsgebäudes einen wie auch immer ausgestalteten Verbindungsbau geben. So wäre auch eine barrierefreie Erweiterung der Ausstellungsfläche im Erdgeschoss möglich.
Der Marktgemeinderat hat im Oktober 2019 beschlossen, auf der Basis dieses Konzepts im Jahr 2020 einen Architektenwettbewerb durchzuführen. Dieser Wettbewerb wird gerade gemeinsam mit dem Markt Feucht vorbereitet.
Erst wenn die Ergebnisse vorliegen, kann sinnvoll und seriös über den Finanzbedarf und die Realisierungsmöglichkeiten gesprochen und entscheiden werden.
Hier finden Sie den Text der Erklärung als PDF zum Download.